Auch wenn es nicht immer leicht fällt… Wichtig ist der Versuch, den Film unabhängig vom Buch zu betrachten, denn er ist nicht nur ein anderes und eigenständiges Medium, sondern bedient sich auch völlig anderer Mittel.
Die filmästhetischen Mittel, die ein Regisseur verwenden kann, unterscheiden sich stark von denen, die einem Autor zur Verfügung stehen. Filme sind in der Regel meist um die 2 Stunden lang. Sofern kann man sich denken, dass nicht immer jedes Detail aus dem Buch auch im Film vorkommt. Das ist jedoch gar nicht so schlecht, denn nicht jedes Detail eines Romans ist von Bedeutung und nicht immer ist auch jede Szene spannend geschrieben. Einem Regisseur bietet sich also die Möglichkeit, zu entscheiden, welche Szenen für den Film eine Rolle spielen sollen und welche nicht. Er kann Szenen weglassen oder kürzen, die nicht in die Handlung des Films hineinpassen oder einfach den Rahmen sprengen würden.
Ein sehr wichtiges filmästhetisches Mittel ist die Musik. Auch wenn man sie häufig nur unterbewusst wahrnimmt, spielt sie eine große Rolle, wenn es darum geht, Emotionen und Reaktionen beim Zuschauer hervorzurufen. Logischerweise verfügt ein Buch nicht über diese Möglichkeit. Eine betreffende Filmszene kann also durch den Einsatz von Musik in ihrer Bedeutung oder Wichtigkeit hervorgehoben werden. Auch eine bestimmte Kameraeinstellung (beispielsweise Großaufnahme des Gesichts) kann helfen, den Fokus der Zuschauer auf etwas Bestimmtes zu lenken. In seltenen Fällen kann es auch sein, dass ein Regisseur oder Drehbuchautor Aspekte hinzufügen möchte, indem er der Geschichte einige Details hinzufügt, die aber nicht im Buch vorkommen. Der Zuschauer erfährt dann mehr, als das Buch verraten hat. Dazu passt auch das Argument, dass dadurch bestimmte Filmszenen unter Umständen tiefgehender sind als das im Buch der Fall ist, da sich der Film genauer oder länger mit dieser einen Szene beschäftigt.
Wie schon angedeutet, ist es oft schwer sich von der Vorlage eines Films zu lösen, wenn man das Buch beispielsweise sehr gut kennt. Obwohl der Film über viele filmästhetische Mittel verfügt, ist besonders ein Aspekt der Schriftlichkeit schwer im Film umzusetzen: Damit sind die Gedanken einer Person gemeint, die der allwissende Erzähler kennt und die mit „Er/Sie dachte…“ gekennzeichnet sein können. Diese einfache Methode, dem Leser etwas mitzuteilen ohne es die Figur sagen oder andere Figuren erfahren zu lassen, ist im Film nicht so leicht zu übernehmen. Es ist nur möglich, diese Gedanken durch bestimmte Bildsequenzen kenntlich zu machen, welche dann das Gedachte widerspiegeln.
Ein weiteres Problem einer Literaturverfilmung besteht darin, dass der Regisseur die Rollen nicht absolut willkürlich besetzen kann, da er sich zumindest größtenteils an die im Buch beschriebenen Äußerlichkeiten und/oder Merkmale einer Figur halten muss. Und besonders dieses Problem dürfte jeder von uns kennen. Man stellt sich beim Lesen sofort eine bestimmte Figur vor, natürlich auch bedingt durch die äußerliche Beschreibung. Sicherlich hat jeden von euch schon mal die Besetzung einer Figur stutzig gemacht, weil der/die Schauspieler/in nicht zur Rolle im Buch passt. Dennoch ist zu sagen, dass es auch nicht immer einfach ist, eine Person zu finden, auf die ALLE Merkmale zutreffen, die im Buch genannt sind. Der Regisseur hat es daher also nicht immer einfach, der kritischen Vorstellung aller Leser gerecht zu werden.
Wie bereits angemerkt, ist ein Film in seiner Dauer beschränkt, weshalb im Film oft viele Stellen aus einem Buch aus Zeitgründen gestrichen werden müssen und er daher unter Umständen oberflächlicher wird als die Vorlage. Dazu zählt auch die Besetzung von Nebenrollen, die oft aufgrund des knappen Budgets wegfallen müssen. Für Buchliebhaber ist es daher besonders tragisch, wenn besondere Szenen aus dem Buch einfach wegfallen oder so verändert bzw. gekürzt sind, dass sie mit dem Buch nicht mehr allzu viel zu tun haben.
Meiner Meinung nach gibt es einige gute Verfilmungen von Buchvorlagen, dazu zählen beispielsweise die Die Tribute von Panem-Reihe, Harry Potter, Der Herr der Ringe oder auch die Serien Sherlock und Game of Thrones. Dennoch sollte man bei einer Literaturverfilmung nicht mit allzu hohen Erwartungen herangehen und schon gar nicht ersehnen, dass alles genau wie im Buch umgesetzt sein wird. Nur dann gelingt es, den Film auch zu genießen und nicht bloß auf alle Unterschiede zwischen Buch und Film zu achten. Die leider notwendigen Kürzungen, die oft unpassende Besetzung von Figuren und andere Ungenauigkeiten in manchen Filmen, lassen mich zu dem Ergebnis kommen, dass die Filme zwar nicht direkt schlecht sind, sie jedoch gegenüber den Büchern den Kürzeren ziehen.