So selbstverständlich wir heute Text von Bild unterscheiden, Literatur und Kunst in jeweilige Sparten trennen – diese Trennungslinie ist doch eine historisch und kulturell konstruierte Unterscheidung. In den Anfängen der Schrift – u.a. in der chinesischen Schriftsprache bis heute – wurden stilisierte piktographische Zeichen und „künstlerische“ Hieroglyphen verwandt. Schon die Höhlenmalerei weist eine weltweit wiederkehrende Formensymbolik auf. Daneben existieren unterschiedliche Formen der Kalligraphie, die den Schreibakt als solchen zur Kunst erhebt. In der westlichen Hemisphäre hat sich heute das abstrakte Alphabet durchgesetzt.
Eine bildnerische oder künstlerische Ausgestaltung beschränkt sich nicht nur auf einzelne Zeichen oder Buchstaben. Bekannte Beispiele des Zusammenspiels von Wort/Text und Kunst sind bis heute
vielfältig: Sie reichen von Text- und Buchillustrationen, über Comics und Graphic Novels bis hin zu visueller Poesie.
In allen bislang genannten Beispielen bleibt das Zusammenspiel von Zeichen, Text, Medium und Kunst ein eher äußerliches Merkmal, wenn man von seiner Funktion der Ornamentierung, der Veranschaulichung, der Verstärkung oder Visualisierung usw. einmal absieht. Aber dieses Zusammenspiel gestaltet sich auch auf der Ebene des Inhalts und erstreckt sich weit über das reine ekphrastische Schreiben hinaus, also eine Literatur, ein Romangeschehen, das um ein Werk der bildenden Kunst herum komponiert ist.
Ohne Zweifel existiert auch eine Literatur, die mit Kunst geschrieben wird. Eine Literatur, die sich deutlich von den Rhythmen der Musik, von der Plastizität der Kunst oder von den Bewegungsmustern des Tanzes beeinflusst zeigt. Also nicht Texte, die über Kunst angefertigt werden, sondern Texte, die mit Kunst geschrieben werden. Mithin Werke von KünstlerInnen, die nicht nur ihr Handwerk ausüben, sondern unterschiedliche Farbpaletten benutzen, verschiedene Klaviaturen beherrschen, in unterschiedlichen Künsten zuhause sind. Dass der Diskurs um das Zusammenspiel der Künste nicht nur in Fachkreisen, sondern auch in der breiten Gesellschaft verortet ist, verdeutlicht nicht zuletzt die Diskussion um die Vergabe des Literaturnobelpreises an der Musiker Bob Dylan.
Text + Bild lobt für seine 4. Ausgabe (Winter 2019) einen Wettbewerb aus, für den Beiträge als Text (Prosa, Lyrik), als Fotografie (auch Fotostrecken), als Crossover (Comic, Graphic Novel) eingesandt werden können. Eine Zeichenmenge von 8.000 Zeichen bzw. ein vergleichbarer Umfang soll nicht überschritten werden; die Beiträge dürfen bislang nicht veröffentlicht sein.
Diese Beiträge können in all den o.a. Formen von Text-Illustration, Ekphrasis bis zu visueller Poesie eingereicht werden. In der Begutachtung wird das Augenmerk darauf liegen, wie sehr der literarische Beitrag von Malerei oder Fotographie, von Klang oder Rhythmus, von choreographischen Mustern oder Bewegung beeinflusst oder durchdrungen ist. Es bleibt der AutorIn, der KünstlerIn überlassen, ein Thema oder einen Gegenstand zu finden, an dem sie am besten dieses Zusammenspiel von Text und Künsten zeigen kann.
Der Gewinnerbeitrag wird in der kommenden Ausgabe von Text + Bild veröffentlicht. Der/die GewinnerIn erhält außerdem eine Einladung zur Release-Party (Übernahme der Reisekosten und Übernachtung) inkl. einer Lesung bzw. Präsentation. Die Beiträge des zweiten und dritten Platzes werden auf der Webseite www.textplusbild.com veröffentlicht.
Die Bewerbungen sind an wettbewerb@textplusbild.com oder an das Haus der Universität der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf unter dem Stichwort „Text + Bild“ zu richten (Anschrift: Schadowplatz 14, 40212 Düsseldorf). Einsendeschluss ist der 17. November 2019.